Der Pfarrpatron St. Willibrord an der Krippe

Ab dem Jahr 2018 hat die Krippe der Wardter Kirche durch das Engagement des Küsters André Kress und zahlreicher Unterstützer und Förderer mehrere neue Figuren erhalten: so ein Kamel, einen Elefanten, und ein Pferd als Packtiere für die heiligen drei Könige, einen niederrheinischen Bauern, Ochs und Esel, sowie mehrere kleine Tiere.

2021 entdeckte Linus Wollny an der Krippe der Kirche St. Hubertus in Sankt Hubert den Pfarrpatron, den Heiligen Hubertus. Er und André Kress dachten, dass auch St. Willibrord eine schöne und sinnvolle Ergänzung der Krippe in Wardt sein könnte.

Jedoch waren sie zunächst skeptisch, wie dieser Vorschlag bei Gemeindemitgliedern und Geistlichen ankommen würde, ist es doch nicht selbstverständlich und anachronistisch, dass ein Pfarrpatron der ca. 800 Jahre nach der Geburt Jesu lebte, in das Weihnachtsgeschehen eingebunden wird.

Eine erste zaghafte Anfrage beim Propst ergab ein ermutigendes „Machen Sie mal!“ Auch die Reaktion des Weihbischofs fiel positiv aus.

So nahm André über Herrn Helgers von „Christliche Kunst Bauer“ in Kevelaer Kontakt zur Firma Heide auf, welche auch schon den Bauern geschnitzt hatte. Anfänglich war diese wegen der Sonderanfertigung und auch der dargestellten Person sehr skeptisch, ließ sich jedoch darauf ein, gab der Figur das Gesicht eines Hirten, bemalte die Handschuhe sogar mit einem feinen goldenen Kreuz, wie es damals bei Pontifikalhandschuhen üblich war, und gab der Figur sogar Lederschuhe an die Füße. Jedoch war die Figur abgesehen von den Schuhen, eine nackte Gliederpuppe.

Als André dem Autor dieses Artikels, Tobias Schrörs, sein Vorhaben schilderte, ermutigte er diesen und versprach: „Wenn Ihr die Figur beschafft, stifte ich die Stoffe für die Gewänder und schnitze den Stab!“

Als ich 2004 - 06 mein Referendariat in Nordkirchen machte, lernte ich dort einen alten Schneider kennen, und entdeckte in seiner Werkstatt wertvolle antike Stoffe zerschnittener alter Messgewänder. Er hatte einmal den Auftrag, für die Könige der dortigen Kirchenkrippe Gewänder zu nähen, und der Pfarrer gab ihm – den MitarbeiterInnen unseres Stiftsmuseums wird bei der Vorstellung der Atem stocken - als Material Messgewänder des 19. Jahrhunderts.

Nach dem Tod des Schneides erbat ich diese Stoffe, damit sie nicht im Container landeten, ohne jedoch eine Verwendung dafür zu haben. Nun sollte Willibrord daraus eine prächtige Kasel erhalten. Auch altes Leinen und Spitzen für die Albe gab ich dazu und entwickelte mit André die Entwürfe für die Gewänder.

Frau Andrea Girnus erklärte sich bereit, die Albe und die Kasel zu nähen, und fertigte sogar Schnittmuster dafür an. Sie kaufte auch extra roten Stoff, um die Spitze der Albe zu hinterlegen. Insbesondere mit der Mitra, die sie aus einem antiken Kaselstab fertigte, gab sie sich größte Mühe, sodass vorn und hinten eine Blüte zu sehen ist. Nun hatte Willibrord eine Albe, eine Kasel mit passender Stola und Mitra, ein kleines Kunstwerk.

Norbert Müller färbte die Bodenplatte grau ein.

Bruno Müller erklärte sich bereit, ein Buch und ein Modell der Wardter Kirche als Attribute Willibrords zu schnitzen.

Eigentlich sollte die Figur schon zu Weihnachten 2022 aufgestellt werden, jedoch erkrankte der Autor dieses Artikels im Sommer 2022 so schwer, dass er 6 Monate in Kliniken zubringen musste. Seinen Vorschlag, jemand anderen den Stab schnitzen zu lassen, damit zu Weihnachten 2022 die Figur aufgestellt werden könnte, lehnte André entschieden ab. So wurde der Stab erst Anfang 2023 als Kreuzstab ausgeführt. Dessen Farbgebung ist, wie auch die des Buches, auf die Gewänder des Heiligen abgestimmt.

Da Frau Girnus die Stoffreste und Schnittmuster beigelegt hatte und noch sehr viel von dem schönen roten Stoff übriggeblieben war, er auch noch Reste eines Futterstoffes und Borten hatte, kam dem Autor die Idee, daraus ebenfalls eine Kasel mit Stola zu nähen. So hat St. Willibrord eine Festtagskasel und kann am Stephanustag und am Fest der unschuldigen Kinder liturgisch passend ein rotes Gewand tragen.

Wenn in der Patronatsmesse am 04. November um 17 Uhr die Figur gesegnet und der Gemeinde vorgestellt wird, freuen wir uns, dass mit der finanziellen Unterstützung von Wardt Zusammen e. V., weiterer Krippenbesucher und einer großzügigen Einzelspende, viel Engagement und hobbykünstlerischer Heimarbeit in guter Zusammenarbeit eine, wie wir finden, überzeugende und ansprechende Figur entstanden ist, die würdig den Patron der Wardter Kirche repräsentiert.

Wir hoffen, dass die Figur allen Kirchenbesuchern eben so viel Freude bereitet, wie wir sie bei der Planung und Durchführung des Projektes, sowie der Gestaltung der Figur hatten.

Für alle Mitwirkenden: Tobias Schrörs