Ganz anders als die Erfahrungen von Gegenwind im Leben, die Propst Stefan Notz in seiner Predigt beschrieb – Zweifel – Rückschläge – das Gefühl von Haltlosigkeit – gab das gemeinsame Singen beim Hörfunkgottesdienst eher spürbaren Rückenwind. Plötzlich war man Teil einer großen Gemeinde – von 400 000 ZuhörerInnen las man –, die bis Mecklenburg-Vorpommern reichte. Da möchte man das Beste aus sich herausholen und keinesfalls den Eindruck erwecken, man habe noch nie vorher zusammen gesungen! Was allerdings den Tatsachen entspräche, denn was im Radio als „Wallfahrtschor Marienbaum“ vorgestellt wurde, waren schließlich SängerInnen aus vier Chören: dem Singkreis Marienbaum, den Kirchenchören aus Vynen und Marienbaum und dem Chor Sanctiamus, der sich erst im Januar 2023 neu formiert hat und mit dem Radiogottesdienst seinen dritten Einsatz hatte. Alle Chöre werden geleitet von Gereon Düsterhus, der bei der Auswahl der Musikstücke auf eine ausgewogene Mischung aus traditionellen und modernen Liedern setzte und damit eine glückliche Wahl traf – bunt und vielfältig wie die Gemeinde in den Bänken, auf der Orgelempore und an den Radiogeräten. Berührend auch das Flötenspiel von Sonja Koppers, die dem Chorstück „Declare your makers praise“ einen besonderen Glanz verlieh.
Als am Ende Gereon Düsterhus den Gottesdienst mit dem Präludium in Es-dur von J.S. Bach ausklingen ließ, herrschte eine feierlich-freudige Stimmung: nicht nur, weil alles gut gelaufen war, sondern auch, weil es ein beglückendes Erlebnis war, bei diesem Gottesdienst mitwirken zu dürfen.
Gertrud Sivalingam
