Neue Lektoren in der Propsteigemeinde

Jesus, der erste Lektor

Der erste Lektor war Jesus. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaia. Er liest: „Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde, und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe“ (Lk 4,16–19).

Wie Papst Franziskus während der Hl. Messe zum Sonntag des Wort Gottes zu den Lektoren sagte, dass sie „im Dienst des Glaubens, der seine Wurzeln und sein Fundament im Wort Gottes hat“ (22. Januar 2023), sind. Wenn also die Lektoren ihren Dienst in der Kirche tun, folgen sie Christus nach und üben Seinen Dienst aus. 

Das Wort Gottes wurde durch das Logos verkündet.

Lesungen aus der Heiligen Schrift waren ein integraler Bestandteil des jüdischen Gottesdienstes, und die ersten Jünger stammten aus dieser Tradition. In der unmittelbaren nachapostolischen Zeit war die Verkündigung aus der Heiligen Schrift zu einem festen Bestandteil des christlichen Gottesdienstes geworden. In den Schriften des hl. Justinus Märtyrer, ca. 150, haben wir den frühesten bekannten Bericht über eine Hl. Messe: „An dem Tage, den man Sonntag nennt, findet eine Zusammenkunft aller in Stadt und Land an einem Ort statt, und es werden dabei die Denkwürdigkeiten der Apostel oder die Schriften der Propheten verlesen, solange es angeht. Dann, wenn der Vorleser geendet hat, gibt der Vorsteher eine Ermahnung und einen Aufruf durch eine Rede/in einer Rede, diesem Guten nachzueifern. Darauf erheben wir uns alle gemeinsam und senden Gebete empor. Und, wie wir oben beschrieben haben, wenn wir das Gebet beendet haben, wird Brot und Wein und Wasser herbeigebracht, und der Vorsteher schickt in gleicher Weise Gebete und Danksagungen nach seinem Vermögen hinauf und das Volk stimmt mit „Amen“ zu. Und darauf geschieht das Austeilen und Empfangen vom dem Gedankten bei jedem; den Abwesenden aber wird es durch die Diakone gebracht.“ (Apologie 1, 67.)

Im dritten oder vierten Jahrhundert begann die Rolle der Lektoren und das, was sie verkündeten, eine eigene Bedeutung zu entwickeln. Bevor die Lesung begann, hob der Bischof das Buch auf und übergab es dem Lektor. Durch diese einfache Handlung wurde die Würdigkeit des Buches unterstrichen und der Vorleser als Geistlicher dem Volk nahe gebracht. Wir wissen, dass ein Lektionar schon früh in der Geschichte der Kirche im christlichen Gottesdienst verwendet wurde. Die Entwicklung des Lektionars setzte sich im Mittelalter fort, und der einjährige Lesezyklus, der nach dem Konzil von Trient eingeführt wurde, diente der Kirche 400 Jahre lang bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil.

Historisch gesehen war der Lektor der zweite der niederen Weihen, die zum Priestertum führten. Um die Bedeutung der Teilnahme der Laien an der Liturgie zu unterstreichen, hat Papst Paul VI. im Apostolischen Schreiben Ministeria quaedam vom 15. August 1972 unter anderem die niedere Weihe des Lektors in der lateinischen Kirche aufgehoben. Und nun kann jeder Laie Lektor*in oder Diener des Wortes Gottes sein.

Wesen des Dienstes.

Der Verfasser des Hebräerbriefes schreibt: „Denn lebendig ist das Wort Gottes, kraftvoll und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenken und Mark; es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens; vor ihm bleibt kein Geschöpf verborgen, sondern alles liegt nackt und bloß vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft schulden.“ (Heb 4:12-13). Der Dienst der Lektor*innen nimmt den kalten, toten Text des gedruckten Wortes und verwandelt ihn durch seine oder ihre Verkündigung in etwas Lebendiges, dass das Leben derer, die es hören, verändern kann. Der Lektor nimmt alte Wörter und verwandelt sie durch das Sprechen dieser Worte in etwas, das auf unsere moderne Welt anwendbar ist.

Ein Lektor, eine Lektorin ist ein gläubiger Mensch, der durch seine Liebe zur Heiligen Schrift eine Beziehung zu Gott genährt hat, die er durch Gebet und Meditation über das, was er liest und über das, was er verkündet, zu entwickeln sucht. Ein Lektor ist jemand, für den das Wort Gottes so wichtig ist, dass er es für seine Brüder und Schwestern lebendig machen möchte.

„Wenn in der Kirche die Heiligen Schriften gelesen werden, spricht Gott selbst zu seinem Volk und verkündet Christus, gegenwärtig in seinem Wort, das Evangelium.

Daher sind die Lesungen des Wortes Gottes, die ein höchst bedeutsames Element der Liturgie sind, von allen mit Ehrfurcht zu hören. Zwar richtet sich Gottes Wort in den Lesungen der Heiligen Schrift an alle Menschen aller Zeiten und ist ihnen auch verständlich, doch wird sein tieferes Verständnis gefördert und seine Wirksamkeit begünstigt durch die lebendige Auslegung, die Homilie, die Teil der liturgischen Handlung ist.“ (Grundordnung des Römischen Messbuchs 29.)

Aufgaben der Lektor*innen in der Liturgie

Lektor*in (lat. lector = Vorleser) wird allgemein ein Gemeindemitglied bezeichnet, das mit dem Vorlesen der Schriftperikopen vor dem Evangelium im Gottesdienst beauftragt ist. Zu den Aufgaben der Lektoren gehören die Schriftlesungen und das Vortragen der Fürbitten. In Ermangelung eines Psalmisten kann der Lektor auch den Antwortpsalm nach der ersten Lesung verkünden.

Neue Lektoren in der Propsteigemeinde St. Viktor

Aus unserer Gemeinde haben sich Herr Dr. Werner Popp, und Herr Norbert Györfi auf den Lektorendienst vorbereitet.

Wir freuen uns auf unsere beiden neuen Lektoren! Im Namen aller Gläubigen und Seelsorgenden unserer Propsteigemeinde St. Viktor danke ich Ihnen für Ihre Bereitschaft, als Lektor*innen Ihren Dienst zu tun und wünsche Ihnen und allen unseren Lektor*innen viel Freude in Ihrem Dienst und Gottes Segen.

Pater Dr. Joseph Puthoor